Ausstellen und Vermitteln von Nationalsozialismus in Museen
Online-Fortbildungsreihe
Wie lässt sich die Geschichte des Nationalsozialismus im Museum verantwortungsvoll präsentieren?
Die Inhalte sind sensibel, die Kontexte komplex und die Erwartungen hoch. Besonders kleinere Museen in ländlichen Räumen, aber auch größere Häuser stehen vor der Aufgabe, historisch fundiert auszustellen, zu vermitteln und zugleich widerstandsfähig gegenüber Anfeindungen und politischer Vereinnahmung zu bleiben.
Die neue Online-Fortbildungsreihe des LWL-Museumsamts für Westfalen unterstützt Sie dabei, NS-Themen fundiert, rechtssicher und mit klarer Haltung zu präsentieren. Die eingeladenen Expert:innen geben fachliche Impulse und praxisnahe Anregungen. So lernen Sie Wege zur kontextsensiblen Präsentation belasteter Objekte kennen und erhalten neue Perspektiven für eine multiperspektivische, demokratisch orientierte Vermittlungsarbeit. Auch der souveräne Umgang mit kontroversen Situationen im Museumsalltag ist Thema – praxisnah, anwendungsorientiert und gestützt durch Best-Practice-Beispiele.
Informationen und Anmeldung
Nationalsozialistische Erlebnisorte als Lernorte
Vortrag mit Diskussion
Dienstag, 18.11.2025, 16:00 Uhr
Online (Zoom)
Referent
Karl Banghard (Archäologisches Freilichtmuseum Oerlinghausen)
Zielgruppe
Angesprochen sind ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter:innen von Museen und Gedenkstätten.
Anmeldung
Anmeldung bis 17.11.2025 über fortbildung@museumsamt.lwl.org
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Beschreibung
Gedenkstätten sind zentrale Orte der Erinnerung, stoßen in der Bildungsarbeit jedoch an Grenzen: Oft erscheinen die Verbrechen des Nationalsozialismus als ferne Größe, während der Zugang zu seinem Verführungspotential fehlt. Hier setzt das Archäologische Freilichtmuseum Oerlinghausen als Lernort an, das 1936 im NS-Geist gegründet wurde. Anhand eines rekonstruierten Hauses wird sichtbar, wie archäologische Befunde ideologisch überformt wurden. Eine Plexiglasscheibe teilt es in zwei Hälften: die originale Inszenierung von 1936 und den aktuellen Forschungsstand. So werden Manipulationen unmittelbar erfahrbar. Der Vortrag von Karl Banghard zeigt, wie Lernorte jenseits klassischer Gedenkstätten neue Zugänge eröffnen und Jugendliche für rechte Geschichtsbilder sensibilisieren können.
Über den Referenten
Karl Banghard ist seit 20 Jahren Direktor des Archäologischen Freilichtmuseums Oerlinghausen. Zuvor studierte er Vor- und Frühgeschichte in Bonn und Heidelberg, volontierte am Archäologischen Museum Freiburg und arbeitete am Pfahlbaumuseum sowie am Federseemuseum. Aus langjähriger Erfahrung weiß er, wie stark Germanen und Archäologie politisch instrumentalisiert wurden und bis heute werden. In Vorträgen und Publikationen warnt er vor der Vereinnahmung durch extreme Rechte und wirbt für einen kritischen, zugleich anschaulichen Umgang mit Geschichte.
Woher stammt das Objekt? Von Provenienzketten und Überlieferungslücken
Vortrag mit Diskussion
Donnerstag, 27.11.2025 16:00 Uhr
Online (Zoom)
Referentin
Dr. Katharina Siefert (Badisches Landesmuseum Karlsruhe)
Zielgruppe
Angesprochen sind ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter:innen von Museen und Gedenkstätten.
Anmeldung
Anmeldung bis 26.11.2025 über fortbildung@museumsamt.lwl.org
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Beschreibung
Seit der „Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust“ 1998 setzte sich die Erkenntnis durch: Alle kulturgutbewahrenden Institutionen profitierten vom Raub an Kulturgütern aus jüdischem Eigentum. Die Ausstellung „Unrecht & Profit“ im Badischen Landesmuseum Karlsruhe zeigte jüngst anhand von geraubten Objekten auch die Arbeit der Provenienzforschung: Abbildungen von Zeitungsausschnitten, Entzugslisten und Pressefotos verweisen auf die Quellen der Spurensuche in Museen und Archiven. An Tablets können die Besucher:innen in entsprechenden Datenbanken recherchieren. Mittels QR-Codes regen „Denkanstöße“ zum Nachdenken über den materiellen und emotionalen Wert eines Objektes an. Diese und weitere Vermittlungsmöglichkeiten zur Herkunft der Objekte werden im Beitrag vorgestellt.
Über die Referentin
Dr. Katharina Siefert M.A. ist seit 2010 als Provenienzforscherin am Badischen Landesmuseum Karlsruhe tätig und kuratiert dort seit 2013 den Sammlungsbereich Renaissance (1500-1700). Sie studierte Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft, Architekturgeschichte und Archäologie und promovierte mit einer Arbeit zu "Adam und Eva-Darstellungen der deutschen Renaissance". Berufliche Stationen führten sie unter anderem an das Germanische Nationalmuseum Nürnberg. Als Gründungsmitglied des Internationalen Arbeitskreises Provenienzforschung e. V. sowie des Arbeitskreises Provenienzforschung Baden-Württemberg ist sie fachlich national und regional eng vernetzt.
Verstörende Objekte. Zum Umgang mit NS-Devotionalien im Haus der Geschichte Österreich
Vortrag mit Diskussion
Donnerstag, 22.01.2026 16:00 Uhr
Online (Zoom)
Referentin
Dr. Monika Sommer, Haus der Geschichte Österreich
Zielgruppe
Angesprochen sind ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter:innen von Museen und Gedenkstätten.
Anmeldung
Anmeldung bis 21.01.2026 über fortbildung@museumsamt.lwl.org
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Beschreibung
Der Vortrag thematisiert die Sammlungs- und Ausstellungspraxis des 2018 eröffneten Hauses der Geschichte Österreich am Wiener Heldenplatz. Er reflektiert die diesbezüglichen Erfahrungen, die das Museum unter anderem im Zuge der viel beachteten Sonderausstellung "Hitler entsorgen. Vom Keller ins Museum" sammeln konnte. Im Zentrum steht die Frage, wie Museen mit Relikten des Nationalsozialismus umgehen können - Objekten, die zwischen historischer Quelle, ideologischem Symbol und belastendem Erbe stehen. Dr.in Monika Sommer zeigt Strategien auf, wie Museen Verantwortung übernehmen, historische Aufklärung leisten und zugleich Verklärung oder voyeuristischer Neugier entgegenwirken können - ein Impuls gerade für kleinere Häuser im praktischen Umgang mit belasteten Sammlungen.
Über die Referentin
Dr.in Monika Sommer ist seit 2017 Gründungsdirektorin des Hauses der Geschichte Österreich in Wien. Nach ihrem Studium der Geschichte in Graz und Wien arbeitete sie u. a. an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie im Wien Museum. 2014-16 leitete sie das Kulturprogramm des Europäischen Forums Alpbach, war in der Beratung mehrerer Museen tätig und kuratierte zeitgeschichtliche Projekte. Seit 2006 ist sie zudem Co-Leiterin des /ecm-Lehrgangs für Ausstellungstheorie und -praxis an der Universität für angewandte Kunst Wien.
Bunte Sitzsäcke als Zeichen gegen Rechts - Präsentation von Objekten aus der Lebenswelt von NS-Tätern im Museum
Vortrag mit Diskussion
Donnerstag, 05.02.2026 um 16:00 Uhr
Online (Zoom)
Referentin
Kirsten John-Stucke (Kreismuseum Wewelsburg, Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933-1945)
Zielgruppe
Angesprochen sind ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter:innen von Museen und Gedenkstätten.
Anmeldung
Anmeldung bis 04.02.2026 über fortbildung@museumsamt.lwl.org
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Beschreibung
Seit den 1990er Jahren ist die Wewelsburg aufgrund ihrer Geschichte in der NS-Zeit ein Anziehungspunkt für extrem rechte Besuchende. Seit 2010 dokumentiert die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933-1945 in ihrer Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ die Geschichte der lokalen SS-Aktivitäten und des von der SS eingerichteten Konzentrationslagers. Die Schutzstaffel (SS), ihre Ideologie und ihre Verbrechen werden umfassend thematisiert und durch zahlreiche Originalexponate aus der SS-Lebenswelt ergänzt. Welche Herausforderung galt es bei er Präsentation dieser affirmativen Objekte zu berücksichtigen? Wie gelingt dem Kreismuseum der Spagat zwischen politischer Bildung, der Erinnerung an die Opfer der SS-Gewalt und der Aufklärung gegenüber Geschichtsverklärung und Vereinnahmung des Ortes durch Rechtsextreme?
Über die Referentin
Kirsten John-Stucke ist Historikerin und leitet seit 2011 das Kreismuseum Wewelsburg. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in NRW sowie Vorstandsmitglied von IC MEMOHRI (ICOM). Darüber hinaus gehört sie den wissenschaftlichen Beiräten der NS-Dokumentation Vogelsang, der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, des Dokumentations- und Lernorts Bückeberg und des Lern- und GeDenkOrts Alt Rehse an. Sie veröffentlichte zahlreiche Publikationen zur Geschichte der Wewelsburg, zum Nationalsozialismus und zur Erinnerungskultur.
Souverän reagieren. Strategien gegen diskriminierende und extrem rechte Äußerungen in Museen
Vortrag mit Diskussion
Donnerstag, 05.03.2026 16:00 Uhr
Online (Zoom)
Kooperation des LWL-Museumsamtes für Westfalen mit der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus NRW
Referent:innen
Ronja Heukelbach (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im RB Köln), Michael Sturm (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im RB Münster)
Zielgruppe
Angesprochen sind ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter:innen von Museen und Gedenkstätten.
Anmeldung
Anmeldung bis 04.03.2026 über fortbildung@museumsamt.lwl.org
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Beschreibung
Museen leisten als relevante Akteure in der Bildungslandschaft einen nicht unerheblichen Beitrag zum öffentlichen Diskurs und vermitteln demokratische Werte. Damit stellen sie für die extreme Rechte ein politisches Agitationsfeld dar. Einmischungen, Störungen und Angriffe aus dem rechten Spektrum machen auch vor Museen nicht halt. Es wird versucht geschichtliche Fakten umzudeuten und Museen so für den rechten Kulturkampf zu gewinnen. Doch wie kann man mit diesen Vereinnahmungsversuchen umgehen? Wie sieht ein gelungener Umgang mit rechten Äußerungen bei Rundgängen, Seminaren oder Vorträgen aus – gerade wenn abwertende und diskriminierende Kommentare oft im Graubereich liegen? Der Input gibt Einblick in bewährte Strategien und bietet Raum für Diskussion.
Über die Referent:innen
Ronja Heukelbach (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im RB Köln), Michael Sturm (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im RB Münster). Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus NRW unterstützt Menschen und Museen in Nordrhein-Westfalen dabei, Rechtsextremismus, Rassismus und Ausgrenzung entgegenzutreten, schafft individuelle Beratungsangebote und fördert die Rahmenbedingungen für ein demokratisches, gleichberechtigtes und vielfältiges Zusammenleben.
Gemeinsame Haltung im Museumsteam - Leitbild, Hausordnung und Kommunikation – Bausteine für eine starke Teamkultur
Vortrag mit Diskussion
Donnerstag, 12.03.2026 16:00 Uhr
Online (Zoom)
Kooperation des LWL-Museumsamtes für Westfalen mit der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus NRW
Referent:innen
Ronja Heukelbach (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im RB Köln), Lillian Mettler (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im RB Düsseldorf)
Zielgruppe
Angesprochen sind ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter:innen von Museen und Gedenkstätten.
Anmeldung
Anmeldung bis 11.03.2026 über fortbildung@museumsamt.lwl.org
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Beschreibung
Zu einem strategischen und sachkundigen Umgang mit extrem rechten Anfeindungen und Vereinnahmungsversuchen gehört eine gute Vorbereitung. In diesem Vortrag wird ein Einblick in die Basics der Prävention gegeben. Hierzu zählt eine gemeinsame Haltung im Team, die Entwicklung eines Leitbilds, die Erarbeitung einer passenden Hausordnung und die Verschriftlichung von Abläufen und Kommunikationsstrukturen – also: Was passiert wann, wie und wer muss darüber Bescheid wissen? Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus gibt Tipps zu diesen Prozessen und Impulse, um sich gemeinsam im Team auf den Weg zu machen. Dabei beschäftigt auch die Frage, was zu tun ist, wenn sich im eigenen Team rechte Einstellungen und Äußerungen zeigen.
Über die Referent:innen
Ronja Heukelbach (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im RB Köln), Lillian Mettler (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im RB Düsseldorf). Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus NRW unterstützt Menschen und Museen in Nordrhein-Westfalen dabei, Rechtsextremismus, Rassismus und Ausgrenzung entgegenzutreten, schafft individuelle Beratungsangebote und fördert die Rahmenbedingungen für ein demokratisches, gleichberechtigtes und vielfältiges Zusammenleben.